Celestron CM1100 – Test

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Celestron CM1100 – Test

Bild1

Das Celestron CM1100 im Test 

Die Firma Celestron bietet seit 1998 ein neues System dem CM-1100 in Ihrem Programm an. 
Dieses System richtet sich vorwiegend an den photografisch Interessierten Astronomen, welcher eine solide Montierung und eine Optik mit großer Öffnung und kurzer Baulänge für nicht stationäre Beobachtungsplätze sucht. Das CM-1100 bietet außerdem auch die Möglichkeit andere Optische Systeme separat auf der Montierung zu platzieren.
Es besteht aus einer parallaktischen Montierung und einem 11″ Schmidt-Cassegrain Teleskop (SCT). Dieses System unterscheidet sich im wesentlichen vom CG11 durch die Montierung der CI-700. Die altbekannte Losmandy G11 Montierung wurde im Hause Celestron durch diese neuentwickelte Montierung CI-700 ersetzt.
Das bedeutet jetzt aber nicht, dass es das altbekannte System vom CG11 bestehend aus Losmandy G11 und 11″ SCT nicht mehr erhältlich ist sondern dass es nicht mehr von Celestron vertrieben wird.
Preislich unterscheidet sich das CM-1100 nur unwesentlich vom CG11. 


Im Lieferumfang sind enthalten :


    – 11″ SCT 
    mit einem 9×50 Geradesicht Sucher,
    einem 90° 1,25″ Prisma und einem 1,25″ 26mm Plössl Okular
    

    – Parallaktische Montierung CI-700 mit Polsucher, Gegengewichtstange mit einem Gegengewicht
    mit Rektaszension- und Deklinationsschrittmotoren
    elektronischer Steuereinheit dem CI-700 Drive Control inkl. Handsteuerbox
   

     – Aluminium Dreibeinstativ


Das CM-1100 wird in vier Paketen versandt, bestehend aus Tubus, Dreibein, Montierung und Zubehör. Der Tubus bleibt wie gewohnt zusätzlich in einer schönen soliden Transportbox verstaut.
Das Gesamtgewicht des CM-1100 liegt bei knapp 50kg wobei das schwerste Einzelteil “nur” 14,5kg wiegt.
Seit dem Februar 1999 bin ich Besitzer dieses Systems und möchte meine bisherigen Erfahrungen an andere Astronomen weitergeben.
Über das 11″ SCT denke ich braucht man nicht mehr viel zu sagen da dieses System aufgrund seiner kurzen Bauart und doch guten optischen Leistung hinlänglich bekannt ist. Meine Erfahrungen möchte ich speziell auf die Montierung CI-700 richten, da der Verbraucher nun die Qual der Wahl zwischen Losmandy G11 und CI-700 hat. 

Bevor ich mich ausführlich der Montierung zuwende möchte ich einen allgemeinen Überblick über den Tubus und dem Dreibein sagen. Das 11″SCT ist mit einer Schwalbenschwanzhalterung ausgestattet und kann ohne Probleme von oben in die Halteplatte der Montierung eingeschoben und arretiert werden.
Die 9×50 Sucherhalterung ist für meine Verhältnisse nicht gerade gelungen, dar Sie nicht mit einer Schwalbenschwanzhalterung versehen ist sondern mit Schrauben befestigt wird. Dieses kann sehr störend sein wenn man den Sucher im Dunkeln an bzw. abschrauben möchte und vielleicht dadurch die Schrauben verliert. Fa. Baader bietet hierfür aber ein “Quick Release” System an welches dieses Problem löst.
Ein weiteres Problem stellt das Dreibeinstativ dar. Das Dreibeinstativ bietet zwar einen sehr stabilen und sicheren Stand für die Montierung und Optik ist aber dafür nicht höhenverstellbar! Dies ist bei der mobilen Astrofotographie tödlich, da man die Montierung somit nicht waagerecht ausbalancieren kann. Hier sollte auf jeden Fall eine Änderung vorgenommen werden.
Das Dreibeinstativ ist auch für kleine Leute <1,70m ebenfalls ein Problem, da horizontnahe Objekte nicht im Sucher beobachtet werden können, da dieser bei 20° Deklination in ca. 1,80-1,90m Höhe liegt! (Bild1)

Bild1( 1) – Das CM1100 
Nun aber eine ausführliche Beschreibung und mein Erfahrungsbericht mit der CI-700 Montierung. (Bild2+3)
Die CI-700 hat ohne Gegengewichtsstange und Gegengewicht ein Masse von 14,5kg. Die Montierung besitzt einen mechanischen- und einen elektronischen Feinantrieb welches über eine Rutschkupplung umschaltbar ist (Bild4). Somit ist eine schöne und präzise Bewegung beider Achsen sowohl beim Beobachten als auch beim Fotografieren gegeben. Sehr schön gelungen ist das spielfreie und doch leichtgängige Bewegen der Rektaszensionsachse in beide Richtungen. 
Beide Achsen sowohl Rektaszension- und Deklinationsachse sind in Ihren technischen Daten identisch:Daten der Montierung 
Bild2            (2) – Die CI700 Montierung
Montierungsgewicht : 14,5 kg ohne Gegengewicht und Stange
Gegengewicht : 9,8 kg
Gegengewichtsstange : 2,3kg
Achsenquerschnitt : 2,54 cm 
Achsenlänge : 26,1 cm 
Achsenlagerung : 2 x 5,08cm große Kegelförmige Rollenlager
Zahnräder : 14,1 cm Durchmesser mit 180 Zähnen
aus Bronze
Motoren : 182 oz/in (2,032kg/cm) Schrittmotor mit
0.50 arc sec Schritten;
Max. Belastung : 27kg (Herstellerangabe)
Dekl. Teilungsring : 13,1 cm Durchmesser mit 1° Teilung
Rek. Teilungsring : 13,1 cm Durchmesser mit 5 Bogenminuten 
Teilung
Höheneinstellung : 20° bis 65° Breite sowohl Nord- als auch
Südhemisphäre mit Feineinstellung
Azimut Einstellung : Feineinstellung ( 7°
Achsenarretierung : je zwei Feststellschrauben; Nach der Arretierung
Ist die Feinbewegung immer möglich
Max Fehler bei der 
Nachführung : 1 Bogensekunde in 20 Sekunden (ohne PEC!)
(eigener Messwert)


Polsucher:

Die Montierung besitz im Lieferumfang einen Polsucher, welcher nicht wie gewohnt in der Rektaszensionsachse liegt sondern auf dieser aufmontiert wird (Bild2,3). Der Polsucher besitzt eine Justiermöglichkeit zur Einstellung der Parallelität zur Achse. Etwas unglücklich gelungen oder sogar gänzlich vergessen ist die genaue Möglichkeit der Einnordung des Polsuchers bezogen auf ein Datum bzw. Uhrzeit. Hierbei wäre eine Einstellung mit Teilkreisen ähnlich wie bei den Vixen Montierungen sehr hilfreich gewesen.
Eine exakte Einnordung bei Langzeitfotographien ist aber unbedingt notwendig da ansonsten bei ungenauer Einnordung am Bildrand, trotz genauester Nachführung, Sternstrichspuren entstehen. Diese würden ähnlich aussehen wie eine Polaufnahme bei stehender Kamera und jedes Bild wäre zunichte gemacht.
Diese Möglichkeit der exakten Einnordung ist aber trotzdem gegeben, wenn man folgendes Verfahren anwendet:
1.) Man ermittelt den Rektaszensionswert vom Polarstern = 2h 31,9min
2.) Diesen Wert trägt man als Punkt in eine Drehbare Sternkarte am Rand ein
3.) Die Sternkarte wird für das Beobachtungsdatum eingestellt (Datum und Uhrzeit) z.B. 30.05 um 22 Uhr MEZ
4.) Man hält die Sternkarte mit der Kulminationslinie nach unten vor sich und liest den Punkt als “Uhrzeit” ab. Man erhält den Punkt bei exakt “null Uhr”.
5.) Am Polsucher wird der Polarstern an diesem Punkt “null Uhr” eingestellt und somit ist das Fernrohr exakt auf den Himmelspol justiert (Bild4)
Die einzigsten Fehler hierbei ist die Verschiebung des Längengrades vom Beobachtungsort und dem Bezugslängengrad der Sternkarte und die Verschiebung aufgrund der Präzession der Erde. Aber manch andere Polsucher sind ebenfalls nicht genauer.

Bild3(3) – Der PolsucherBild6(4) – Der Polsucher


Drive Controller und Handsteuerbox:

Der Drive Controller und die Hand Steuerbox sind fast identisch mit der G11 Montierung. Die Stromversorgung läuft über eine 12V Batterie.
Es sind verschieden Geschwindigkeiten von 3x; 5x, 8x, 16x bis zu 20x ansteuerbar. Ebenfalls sind verschiedene Nachführungsgeschwindigkeiten für Sonne, Mond, Stellar und King (gleich Stellar aber mit Berücksichtigung der Atmosphärischen Refraktion) vorhanden.
Zusätzlich gibt es zwei Korrekturmöglichkeiten um die Nachführgenauigkeit zu erhöhen. Es ist einmal das BC (Backlash Correction) welches die Wirkung des Deklinationsmotors beim Wechsel von Nord nach Süd reguliert. Als zweites ist das PEC (Periodic Error Correction) vorhanden welches die periodischen Nachführfehler von einer Zahnradumdrehung am Rektaszensionsmotor (acht Minuten) speichert und somit die Nachführgenauigkeit erhöht.

Dieses PEC ist gerade für die Fotographie sehr sinnvoll, da es die Arbeit an der Handsteuerbox erleichtert.
An der Handsteuerbox (Bild 5) sind übersichtlich die vier Steuertasten angebracht, welche auch mit Handschuhen gut bedient werden können. Ein sehr schöner Komfort bietet das Umpolen der Steuertasten in beiden Achsen. Hierbei kann erreicht werden, dass alle Tasten per Knopfdruck in die gleiche Richtung laufen wie es im Okular auch sichtbar ist (z.B. beim Drücken der rechten Taste läuft das Objekt im Okular ebenfalls nach rechts)!
Die Handsteuerbox bietet auch den Anschluss eines Autoguiders in Form einer CCD Kamera.
Bild5(5) – Die Handsteurbox



Die Montierung:

Die Montierung macht für das 12,5kg schwere C11 einen stabilen Eindruck und scheint noch lange nicht an der Belastungsgrenze zu sein. Ob die vom Hersteller angegebenen 27kg maximale Belastbarkeit wirklich möglich sind entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall ist schon beim C11 bei Verwendung von 2″Okularen das eine zehn kg schwere Gegengewicht maximal ausgereizt.
Die Montierung ist bis in alle Einzelheiten zerlegbar und justierbar. Als leichten bitteren Beigeschmack muss allerdings gesagt werden dass alle Inbussschrauben Zollgewinde haben und ohne passenden Schlüsselsatz ist man hier Machtlos. Es ist unbedingt notwendig, dass man zu den beiden im Lieferumfang mitgelieferten Inbusschlüssel man sich einen kompletten Satz zusätzlich besorgt. Ein Zehnteiliger Satz von 1/16-3/8″ ist völlig ausreichend um auch die kleinste Schraube zu lösen.
Positiv an der Montierung ist die leicht zu lösende Teleskophalterungsplatte. Hierdurch ist die Montierung für jeden Teleskoptyp schnell umrüstbar. Das 11″SCT ist mit einer Schwalbenschwanzhalterung ausgestattet und kann ohne Probleme von oben in die Halteplatte der Montierung eingeschoben und arretiert werden.
Alle Zahnräder sind zur Grobeinstellung über je zwei Feststellschrauben arretierbar und lösbar. Diese Feststellschrauben sind in Ihrer Zugkraft einstellbar. Damit nach der Arretierung der Feststellschrauben keine “Schieflage” entsteht sorgen vier kleine justierbare Sechskantschrauben für die Planlage. Sie sitzen jeweils neben den Feststellschrauben (Bild6). Diese Justage kann notwendig sein um ein kräftearmes Nachführen der Motoren zu gewährleisten.

Bild7(6) – Teleskophalterungsplatte


Sehr schön ist die schon erwähnte Möglichkeit der Feinbewegung in beiden Achsen. Bei der visuellen Beobachtung kann hier schnell und präzise in eine Achse ein Objekt eingestellt werden. Über eine Rutschkupplung kann dann die Feinbewegung von Motoren in beiden Achsen übernommen werden (Bild7). Die hierbei maximale Geschwindigkeit liegt bei 20x = 5Bogenminuten/sek. Diese Motornachführung ist natürlich nur für die Objektbeobachtung und nicht wie z.B. bei anderen SCT Montierungen zu motorisierten 180° Schwenks in Sekunden gedacht.
Die Stromversorgung der Motoren wird über gängige spiralförmigen Telefonkabel mit Westernanschluss bewerkstelligt, welche zuverlässig arbeiten.

Bild4(7) – Deklinationsmotor

Periodischer Schneckenfehler (PE):

Der periodische Schneckenfehler liegt bei meiner CI700 mit oder ohne trainiertem Periodic Error Control (PEC) bei 6-7”! Dieser Wert ist real gemessen mit dem Programm K3CCD Tools von Peter Katreniak und der ToUCam Pro. Somit lässt diese Montierung keinerlei Wünsche offen welche den Astrophotgraph nicht zufrieden stellen lässt.

PE1
Pe PEC

Resümee:

Das CM-1100 ist trotz seiner Kinderkrankheiten wie nicht höhenverstellbares Dreibein welches auch etwas zu lang geraten ist, des nicht gut justierfähigen Polsuchers und der nicht optimal gelungenen Sucherfernrohrhalterung trotzdem ein brauchbares Gegenstück zur CG11 Serie. Wenn man diese Negativpunkte mal vernachlässigt und sich auf das wesentliche die Montierung CI-700 konzentriert ist Sie meines Erachtens eine Konkurrenz zu Losmandy. Denn von einer Montierung wird ja eine gute Nachführgenauigkeit, eine hohe Stabilität und robuste Bauart verlangt. Diese wesentlichen Punkte erfüllt diese Montierung und sollte auch von anderen ernst genommen werden.

C11BTM2000

(8) Das CM1100 bei der Arbeit auf dem BTM 2000 in Pfünz bei Ingolstadt

 (mit freundlicher Genehmigung von Christina Marx)

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